Genossenschaftsbanken in Weser-Ems: Bodenständig und erfolgreich auf Wachstumskurs
17.02.2017
Oldenburg. „Die 59 unserem Verband angehörenden Genossenschaftsbanken haben sich im Geschäftsjahr 2016 im Vergleich zu den Ergebnissen sowohl der Genossenschaftsbanken in anderen Regionen als auch der deutschen Kreditbranche insgesamt weiterhin gut entwickelt“, so Verbandsdirektor Johannes Freundlieb bei der Bekanntgabe der vorläufigen Geschäftsergebnisse für diese Banken.
Kundenwertvolumen erfreulich gestiegen
„Die Volksbanken und Raiffeisenbanken in Weser-Ems vergaben per Ende 2016 annähernd 19 Mrd. Euro an Krediten. Dies entspricht einem erfreulichen Zuwachs von rund 4 Prozent zum Ende des Vorjahres“, so Freundlieb weiter. Auch das Einlagenvolumen hat sich weiter erhöht. Es betrug zum Jahresende rund 16,8 Mrd. Euro und stieg damit um 6,4 Prozent. Das gesamte bilanzielle Kundenwertvolumen betrug zum Jahresende 35,8 Mrd. Euro (+ 5,1 Prozent), das addierte Bilanzvolumen 25,8 Mrd. Euro.
Der Bestand an Krediten für Privatkunden der Volksbanken und Raiffeisenbanken legte verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 4,8 Prozent auf 7,8 Mrd. Euro zu. Bei Krediten an Firmenkunden wuchsen die Volksbanken und Raiffeisenbanken deutlich stärker als der Markt. So legten die Ausleihungen an Firmenkunden in Weser-Ems um 3,3 Prozent auf 10,9 Mrd. Euro zu, während der Gesamtmarkt im Vergleich nur um 2,1 Prozent zunahm.
Überdurchschnittlich wuchsen im Berichtszeitraum nach Angaben des Verbandsvorstandes insbesondere die Kredite an das Baugewerbe (plus 8,7 Prozent bzw. plus 59 Mio. Euro auf 735 Mio. Euro). Die Kredite an die Landwirtschaft, die seit jeher einen Großteil des Kreditvolumens ausmachen, stiegen um 1,9 Prozent auf über 3,8 Mrd. Euro (35 Prozent des Firmenkreditvolumens). Hierbei ist zu berücksichtigen, dass es hohe Tilgungsanteile im vergangenen Jahr zu verzeichnen gab und der Zuwachs von 72 Mio. Euro daher nicht das gesamte Neugeschäftsvolumen widerspiegelt. An Dienstleistungsunternehmen, die 30 Prozent des Firmenkundenkreditvolumens ausmachen, wurden 207 Mio. Euro mehr ausgeliehen als im Jahr zuvor. Dies ist eine Steigerung um 7,1 Prozent auf 3,1 Mrd. Euro.
Zu diesen Ergebnissen stellte Freundlieb fest, dass die hohe Wettbewerbsstärke der Genossenschaftsbanken auf deren partnerschaftliche Nähe zu ihren Firmen- und Privatkunden sowie schnelle und verlässliche Kreditentscheidungen zurückzuführen ist. Dem Wunsch der Kunden entsprechend, sind knapp neun Zehntel der vergebenen Kredite langfristig, haben also eine Laufzeit von mindestens fünf Jahren.
Ertragslage
Der Zinsüberschuss ist in 2016 um 0,12 Prozentpunkte auf 2,17 Prozent zurückgegangen. Die Zinserträge reduzierten sich um 0,26 Prozentpunkte auf 2,76 Prozent, die Zinsaufwendungen fielen um 0,14 Prozentpunkte auf 0,59 Prozent. Der Provisionsüberschuss ging im Jahr 2016 um 0,05 Prozentpunkte auf 0,66 Prozent zurück. Der Verwaltungsaufwand ist in 2016 um 0,08 Prozentpunkte auf 1,84 Prozent gesunken.
„Insgesamt wurde in 2016 ein etwas geringeres Betriebsergebnis mit 1,05 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme vor Bewertung im Vergleich zum Vorjahr mit 1,09 Prozent erreicht. Dies resultierte im Wesentlichen aus einem deutlich verringerten Zinsüberschuss, der nicht durch die geringeren Verwaltungsaufwendungen kompensiert werden konnte. Das Betriebsergebnis nach Bewertung konnte im Vergleich zum Vorjahr aber unverändert gehalten werden“, resümierte Freundlieb.
Die Genossenschaftsbanken in Weser-Ems betreuen derzeit über 1,25 Millionen Kunden. Hiervon sind 43 Prozent zugleich Mitglieder, also Teilhaber ihrer Bank. „Die genossenschaftliche Mitgliedschaft unterscheidet unsere Bankengruppe grundsätzlich von anderen. Daher suchen unsere Mitgliedsbanken Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die neben ihrer hohen fachlichen Kompetenz auch Bodenhaftung und echtes Interesse am persönlichen Kontakt zu den Menschen vor Ort haben.“
Niedrigzinsumfeld und Regulatorik/Wohnimmobilienkreditrichtlinie
Mit Blick auf die Rahmenbedingungen für die Finanzbranche fordert der Verband von der Politik einen kurzfristigen und substanziellen Beitrag dazu, dass die EZB in entspannte Grenzen ihres Mandats zurückkehren kann und damit verbunden ihre Nullzinspolitik endlich beendet. Eine zweite Forderung an die Politik ist, endlich dafür zu sorgen, dass Banken tatsächlich „proportional“ zu ihrer Größe und den von ihnen betriebenen Geschäften aufsichtsrechtlich reguliert werden.
Als Beispiel für fehlgeleitete Regulierung sieht der Verband nach wie vor die Wohnimmobilienkreditrichtlinie an. Durch die Umsetzung der EU-Richtlinie in deutsches Recht wird es vor allem Menschen, die während der Kreditlaufzeit in das Rentenalter eintreten oder bereits Rentner sind, sowie jungen Paaren und Selbstständigen mit schwankenden Einkommen deutlich erschwert, Kredite zur Anschaffung einer selbstgenutzten Immobilie aufnehmen zu können. "Wir machen seit Monaten auf diese unnötige Überregulierung der Kreditvergabe infolge der Wohnimmobilienkreditrichtlinie aufmerksam. Auch wenn die Regelungen mittlerweile etwas entschärft wurden, sind unsere Erwartungen noch nicht von der Politik erfüllt“.
Mehrere Bundesländer haben zur Entschärfung der Regelungen eine Bundesratsinitiative gestartet. Am 21. Dezember 2016 verabschiedete das Bundeskabinett zudem einen Gesetzesentwurf, der in dieselbe Richtung geht. Neben einer Korrektur der Umsetzung der Wohnimmobilienkreditrichtlinie sieht das Gesetz aber auch neue Regelungen zur Verhinderung einer Überhitzung des Immobilienmarkts vor. Diese schränkt möglicherweise erneut weitere Kreditvergaben ein. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sollte ursprünglich die alleinige Kompetenz erhalten, bestimmte Regularien für die Kreditvergabe in Kraft zu setzen, wenn sie eine Überhitzung des Immobilienmarktes sieht. Danach sollen unter anderem die mindestens erforderliche Eigenkapitalquote, die Darlehenslaufzeit, die Mindesttilgung und der Grad der zulässigen Verschuldung geregelt werden können. "Nach dem vom Bundeskabinett verabschiedeten Gesetzentwurf erwarten wir jetzt, dass das Bundeswirtschaftsministerium, das Bundesjustizministerium und das Bundesbauministerium sowie der Finanzausschuss des Bundestages und die Spitzenverbände der Kreditwirtschaft in die anstehenden Beratungen eingebunden werden.“
Verändertes Kundenverhalten/ Digitalisierung
Die Vernetzung der digitalen und analogen Zugangswege zu einer Bank wird zunehmend wichtiger. „Auch dieser Herausforderung stellen sich die zu unserem Verband gehörenden Genossenschaftsbanken mit Bravour“, so Freundlieb. Dabei seien Effizienz, Tempo und Kundenfokussierung entscheidende Kriterien bei der Verzahnung der digitalen Kanäle mit dem stationären Vertrieb. Auf Grund des veränderten Kundenverhaltens müssen auch Genossenschaftsbanken prüfen, wie oft und in welchem Umfang die Mitglieder und Kunden die Filialen vor Ort aufsuchen, um nach betriebswirtschaftlicher Analyse gegebenenfalls ihre Filialstrukturen dem Verhalten ihrer Mitglieder und Kunden möglichst optimal anzupassen.
Ausbildungs- und Karrierewege
Die Genossenschaftsbanken in Weser-Ems bieten attraktive Ausbildungs- und Karrierewege. „Hervorragend ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind die Voraussetzung für kompetente Beratung und hochwertige Dienstleistungen“, so Freundlieb weiter. Daher investieren die 59 Genossenschaftsbanken ganz bewusst in erstklassige Aus- und Weiterbildung ihrer rund 6.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ob Bankausbildung mit IHK-Abschluss oder duales Bachelor-Studium – die Volksbanken und Raiffeisenbanken bieten Berufseinsteigern viele attraktive Möglichkeiten. Und auch bereits einschlägig Berufserfahrenen eröffnen sich bei den Genossenschaftsbanken in Weser-Ems hervorragende Beschäftigungsperspektiven.