„Vertieftes Wissen anzuwenden, hat mich gereizt“
Herr Schmagt, das Wort Verbandsprüfer klingt etwas abschreckend. Muss man sehr streng oder gar böse sein?
Wir sind keineswegs die Bösen. Natürlich muss ich als Verbandsprüfer den gesetzlichen Auftrag erfüllen. Aber es geht vor allem auch darum, für den Mandanten einen Mehrwert zu liefern. Ich bespreche mit den Bankvorständen unter anderem Unklarheiten und zeige mögliche Lösungswege auf. Da merkt man dann auch ganz klar das genossenschaftlich geprägte Miteinander im Umgang in unserem Verband.
Werden Sie als „frischer“ Verbandsprüfer ernst genommen?
Die Vorstände respektieren mich und meine Kollegen. Die wissen sehr wohl, dass ein Verbandsprüfer des Genossenschaftsverbands Weser-Ems eine sehr intensive und hochwertige Ausbildung hinter sich hat und dass wir wissen, wovon wir sprechen. Zudem stehen unsere Teamleiter – also die Wirtschaftsprüfer im Genossenschaftsverband - in einem engen Austausch mit uns. Wir haben also die volle Rückendeckung.
Warum sind Sie nicht bei der Grafschafter Volksbank geblieben und haben stattdessen den beschwerlichen Weg zum Verbandsprüfer eingeschlagen?
Bei der Grafschafter Volksbank hat es mir wirklich gut gefallen. In dieser Zeit habe ich mich am BankColleg in Rastede nebenberuflich zum Bankfachwirt und Bankbetriebswirt weitergebildet. In meiner Tätigkeit als Privatkundenberater war das erworbene Wissen aber nur begrenzt anwendbar. Daher war es für mich ein erstrebenswertes Ziel, die erlangten fachtheoretischen Kenntnisse auch stärker in meine berufliche Praxis einzubringen. Auch nach diversen Gesprächen mit bereits ausgebildeten Verbandsprüfern habe ich seinerzeit die Entscheidung für eine neue berufliche Herausforderung bei unserem Genossenschaftsverband mit der Ausbildung zum Verbandsprüfer getroffen. Nach meiner bisherigen rund dreijährigen Tätigkeit kann ich sagen, dass es für mich der absolut richtige Weg war.
Lohnt sich der Aufwand denn überhaupt?
Sich fachlich weiterzuentwickeln lohnt sich immer, finde ich. Der Job als Verbandsprüfer macht großen Spaß, ich kann eigenverantwortlich arbeiten und die Aufgaben sind abwechslungsreich. Außerdem sind die beruflichen Perspektiven gut und die Rahmenbedingungen sowohl finanzieller Art als auch die Arbeitsinhalte und vor allem das menschliche Miteinander wirklich gut.
Die Ausbildung zum Verbandsprüfer gilt als intensiv und anspruchsvoll. Wie haben Sie diese Zeit empfunden?
Als Prüfungsassistent reicht der gewöhnliche Acht-Stunden-Tag häufig nicht aus, um alles aufzuarbeiten. Zu berücksichtigen ist auch, dass wir häufig im Außendienst tätig sind und Fahrten zu den Mandanten durchaus auch schon mal etwas länger sein können. Während der Prüfungssaison ist die Anspannung im Team hoch. Im Sommer bleibt dann mehr Zeit für freie Tage und Urlaub. Darauf muss man sich in seinem Privatleben einstellen. Ich persönlich habe es aber immer geschafft, ausreichend Zeit für einen richtigen Ausgleich zwischen dem Beruf und meinem Privatleben zu finden.
Wie läuft die Ausbildung konkret ab?
Wir haben einen klar strukturierten Ausbildungsplan, in dem die Assistenten alle Tätigkeitsbereiche, die zum Beruf des Verbandsprüfers dazu gehören, kennenlernen. Die Arbeit in wechselnden Prüfungsteams sorgt gleichzeitig für unterschiedliche Blickwinkel. Ich habe als Prüfungsassistent schnell eigenständige Aufgaben übernommen, die dann immer komplexer geworden sind. Die Ausbildung dauert etwa 2 bis 3 Jahre. Das hängt auch davon ab, zu welchem Zeitpunkt die Seminare an der Akademie Deutscher Genossenschaften in Montabaur besucht werden können.
Hatten Sie Angst vor den Prüfungen?
Angst hatte ich nicht, da ich mich intensiv vorbereitet hatte und gut vorbereitet war. Insgesamt sind die Durchfallquoten im Examen auch gering. Diejenigen, die Probleme haben, springen meist schon vorher ab. Aber man muss gut strukturiert sein, um das Lernpensum zu schaffen.