zur Übersicht

Nordwestdeutsche Fachkonferenz Vieh intensiviert fachlichen Austausch

veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 06/2018

Erstmalig luden am 19. April unser Verband, der Raiffeisenverband Westfalen-Lippe sowie der Genossenschaftsverband – Verband der Regionen zu einer gemeinsamen Fachkonferenz für genossenschaftliche Viehhandelsunternehmen im Nordwesten in das Akademiehotel nach Rastede ein.

 © GVWE
Wolfgang Meier, Geschäftsführer von Meier-Brakenberg, präsentierte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Nordwestdeutschen Fachkonferenz Vieh eine mobile Desinfektionsschleuse

Mit dieser künftig im jährlichen Turnus stattfindenden Veranstaltung wird dem Wunsch zahlreicher Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer von Viehgenossenschaften und Erzeugergemeinschaften aus den drei Regionalverbänden entsprochen, wonach eine engere Vernetzung zwischen den Vieh handelnden Genossenschaften im nordwestdeutschen Raum und ein fachlicher Austausch untereinander intensiviert werden sollen.

Im Anschluss an ein gemeinsames Frühstück wurden die 35 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung durch Verbandsdirektor Johannes Freundlieb begrüßt. In seiner Einleitung erläuterte Freundlieb die für alle Viehhandelsunternehmen geltende Verpflichtung, sich gemäß der seit einigen Jahren abzeichnenden Konsolidierungstendenzen entlang der gesamten Wertschöpfungskette strategisch anzupassen. „Unsere Viehhandelsgenossenschaften befinden sich in einer Sandwichposition zwischen der landwirtschaftlichen Primärproduktion und der industriellen Fleischindustrie und insbesondere die Player in Richtung Kettenende werden immer größer und mächtiger“, so Freundlieb. Er machte deutlich, dass es für die Viehhandelsstufe – anders als in früheren Jahren – oftmals nicht mehr ausreichend ist, lediglich den Transport und die Logistik der zu vermarktenden Nutztiere abzuwickeln. Vielmehr erfordere der Markt auch ein breites Spektrum an Beratungs- und Dienstleistungsangeboten, damit die Viehhandelsgenossenschaften weiterhin als zuverlässiger Partner der Landwirtschaft ihren Platz in der Wertschöpfungskette behalten.

Unter der Überschrift „Quo Vadis genossenschaftlicher Viehhandel – Zukunft für Querdenker?!“ befasste sich Clemens Große Macke, Geschäftsführer des Instituts Querfeld Group aus Quakenbrück, in einem von ihm moderierten Workshop mit der Frage, wie sich die genossenschaftlichen Viehhandelsunternehmen künftig am Markt positionieren sollten. Im Rahmen dieses interaktiven Workshops erarbeitete Große Macke mit den Teilnehmern der Veranstaltung fünf Kernthemen, die im Nachgang der Konferenz in unterschiedlichen Arbeitsgruppen bearbeitet und auf der nächsten gemeinsamen Fachkonferenz vorgestellt werden.

Vor der Mittagspause zeigte Matthias Kohlmüller, Marktanalyst Fleischwirtschaft der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft, anhand zahlreicher Statistiken die „Trends an den Vieh- und Fleischmärkten“ auf. Von besonderer Bedeutung war in diesem Vortrag das Zusammenspiel zwischen dem inländischen Konsum unterschiedlicher Fleischprodukte und der internationalen Nachfrage im Exportgeschäft.

Der Nachmittag der Nordwestdeutschen Fachkonferenz Vieh widmete sich zunächst dem Themenblock um Biosicherheit und Krisenmanagement. Dieter Jürgens, Produktmanager Tierhygiene bei der AGRAVIS Raiffeisen, stellte in seinem Vortrag die Ziele und Aufgaben der nordrhein-westfälischen Tierseuchenvorsorgegesellschaft vor. Das Unternehmen wurde gegründet, um in Falle eines Ausbruchs von bekämpfungspflichtigen Tierseuchen alle Betroffenen bei der schnellen und kompetenten Umsetzung der vom Veterinäramt vorgeschriebenen Maßnahmen (Tötung, Bestandsräumung, Reinigung, Desinfektion, Entwesung) zu unterstützen. Als weiteren praxisrelevanten Bestandteil dieses Themenblocks präsentierte Wolfgang Meier, Geschäftsführer von Meier-Brakenberg, den Einsatz einer mobilen Desinfektionsschleuse, mittels derer die Dekontamination von Transportfahrzeugen (z. B. Lebendvieh-LKW) erfolgen kann, um die Verbreitung von Erregern und Tierseuchen zu verhindern. Die Desinfektionseinheit wurde zu Anschauungszwecken auf dem sonnigen Parkplatz der Genossenschaftsakademie Weser-Ems aufgebaut, so dass allen Teilnehmern die Funktionsweise eingehend vermittelt werden konnte. Insbesondere mit Blick auf und die Sorge um die Verbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) erscheint der Einsatz geeigneter Systeme zur zielgerichteten Desinfektion als zwingend erforderlich.

Nachdem im weiteren Verlauf des Nachmittags aktuelle Themen aus dem Betreuungsbereich der Verbände bearbeitet wurden, referierte Dr. Verena Schütz, Referentin Vieh- und Fleischwirtschaft, Deutscher Raiffeisenverband, über „Aktuelle Themen aus der Vieh- und Fleischwirtschaft“. Wesentliche Bestandteile ihres Vortrages befassten sich mit dem Ausstieg aus der betäubungslosen Kastration, dem Kupierverzicht bei Ferkeln und Aspekten der Öffentlichkeitsarbeit des DRV. Besonders erwähnenswert ist die derzeitige Ausarbeitung eines ASP-Krisenhandbuchs, welches den Vieh handelnden (und auch Waren führenden) Genossenschaften als wichtiges Instrument dabei helfen soll, sich im Falle von ASP-Seuchengeschehen richtig zu verhalten, um eine (unkontrollierte) Verbreitung zu verhindern.

Zum Abschluss des offiziellen Teils der Veranstaltung gliederten sich die Teilnehmer gemäß ihrer Verbandszugehörigkeit in drei Gruppen auf und bearbeiteten Interna aus den Regionalverbänden.

Die erste Nordwestdeutsche Fachkonferenz Vieh endete mit einem gemeinsamen Abendessen in gemütlicher Atmosphäre.