Resell: Schülerantwort auf die Wegwerfgesellschaft
veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 01/2025
An der Oberschule in Uplengen hat sich eine neue Schülergenossenschaft gegründet. In Emden wurden vor kurzem zudem zwei Gründungsworkshops am Johannes-Althusius-Gymnasium (JAG) und an der Oberschule Herrentor abgehalten.
Eingetragene nachhaltige Schülergenossenschaften (eSG) sind gefragte pädagogische Instrumente an den Schulen in Niedersachsen, um den Wirtschaftsunterricht praxisnah und lebendig gestalten zu können. „Das Interesse der Schulen ist hoch. Uns erreichen jeden Monat verschiedene Anfragen“, weiß Corinna Hoffmann, die in unserem Genossenschaftsverband Weser-Ems das Thema federführend betreut. Rund 30 dieser eSG arbeiten aktiv in Weser-Ems.
Herausforderung Gründungsveranstaltung
Mit Resell an der Oberschule in Uplengen hat sich Anfang Dezember eine weitere Schülergenossenschaft in unserem Verbandsgebiet gegründet. „Wir sind sehr froh über den Einsatz der Lehrkräfte und der Schülerinnen und Schüler“, sagte der dortige Schulleiter Klaas Krieger auf der Gründungsversammlung. Diese „besondere Form des Wirtschaftsunterrichts“ fördere Kompetenzen und Eigenständigkeit und vermittele praxisnah Wirtschaftswissen. Auch Jann Tammen von der betreuenden Raiffeisen-Volksbank eG (RVB) in Uplengen betonte, dass die Genossenschaftsbank die Initiative der Schülerschaft und der Lehrkräfte gerne und vielfältig unterstütze.
Bereits im Vorfeld hatten die Schülerinnen und Schüler der Resell die RVB angeschaut und dort auch von den Bankvorständen und Aufsichtsräten Einblicke in deren Arbeit erhalten. Der siebenköpfige Kursus hatte zusammen mit ihrer Lehrerin Lydia Kuhn die Gründungsversammlung inklusive Satzung und Präsentationen in ihrem Wirtschaftsunterricht mehrere Wochen vorbereitet. Die Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klassen des Realschulzweigs stellten die Finanzlage, den Geschäftsplan, organisatorische Abläufe und Perspektiven von Resell souverän und selbstbewusst vor. Die Schülergenossenschaft, die bislang in Form einer Schülerfirma geführt wurde, verkauft verschiedenste Second-Hand-Waren. Damit wolle man auch ein Zeichen gegen den Überfluss und die „Wegwerfgesellschaft“ setzen.
Zwei Gründungs-Workshops in Emden
„Gründungsversammlungen sind immer eine große Herausforderungen für die Schülerinnen und Schüler“, weiß Oberstudienrat Marcus Krohn, Landeskoordinator für nachhaltige Schülergenossenschaften in Niedersachsen. Er zeigte sich mit Ablauf in Uplengen dabei sehr zufrieden. Zudem hat er zusammen mit Stephan Janssen von unserem Genossenschaftsverband zwei Gründungsberatungen in den vergangenen zwei Monaten durchgeführt. Am Johannes-Althusius-Gymnasium Emden (JAG) und an der Oberschule Herrentor (OBS) wurden jeweils halbtägige Workshops durchgeführt, in denen die Schülerinnen und Schüler unter anderem ihre Überlegungen zu den Gründungsvorhaben erläutert haben.
„Die beiden Schulen müssen ihren Geschäftsplan nun konkretisieren und dann entscheiden, ob sie eine Schülergenossenschaft gründen wollen“, so Marcus Krohn. In beiden Fällen seien die Konzepte und Ideen sehr schlüssig gewesen, so dass die Vorhaben wohlwollend begleitet werden würden. Am JAG gehören Schülerfirmen bereits seit einigen Jahren zum festen Bestandteil des Wirtschaftsunterrichts. In der angedachten Schülergenossenschaft sollen nun die vielfältigen Nachhaltigkeitsaktivitäten der JAG-Schülerschaft gebündelt werden, erläuterten der betreuende Lehrer Albert Alberts-Tammena sowie die Schülerschaft aus verschiedenen Klassenstufen beim Gründungs-Workshop.
An der OBS Herrentor sind die Vorbereitungen zur Gründung bereits weiter fortgeschritten. Nach dem Gründungs-Workshop Ende September in Emden wird die Gründungsversammlung der eSG noch für das erste Quartal dieses Jahres angepeilt. Zurzeit werden nach Angaben der dortigen Fachbereichsleiterin Maria Jürgens-Ihler 3D-Drucker angeschafft, für die die Schule auch Fördermittel erhalte. Damit sollen Produkte hergestellt oder repariert werden. An der konkreten Geschäftsidee werde derzeit noch gefeilt. Dabei helfe das „Start-up Modell“ des Genossenschaftsverbandes, mit dem sich aus der Geschäftsidee ein Businessplans erstellen lasse. Den 19 Schülerinnen und Schulen der Jahrgangsstufe 9 im Profil Wirtschaft/Technik stünden dafür jeweils 75 bis 120 Minuten Unterricht pro Woche zur Verfügung.
Wichtige Bildungsprojekte
Ziel des Bildungsprojektes sei es, dass die Schülerinnen und Schüler, aber auch die Lehrkräfte, sich über die genossenschaftlichen und wirtschaftlichen Ziele und das Vorgehen klar werden, sodass die eSG eine belastbare Grundlage habe, betonte Corinna Hoffmann. Nach der Gründungsversammlung wird das Gründungsprotokoll inklusive der Mitgliederliste geprüft und – sofern es keine Beanstandungen gibt - in das Register für Schülergenossenschaften eingetragen. Unsere Verbandsprüfer und Partnergenossenschaften schauen sich die Buchhaltung und die Bilanzen regelmäßig an und besprechen diese vor Ort. „Schülergenossenschaften sind natürlich keine echten Firmen, sondern es handelt sich um Bildungsprojekte, die die Wirtschaft aber sehr praxisnah simulieren“, betont Marcus Krohn. In Niedersachsen seien sie ein wichtiger Teil eines kompetenzorientierten Wirtschaftsunterrichts. Finanziert wird das Projekt von den Genossenschaftsverbänden und dem Kultusministerium in Hannover.