Bakum öffnet sich für neue Mitglieder
veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 01/2025
Energiegenossenschaft blickt auf erfolgreiches erstes Geschäftsjahr zurück. Die 340 Mitglieder erhalten eine Dividende von 6 Prozent. Dies ist deutlich mehr als ursprünglich geplant war. Die Satzungsänderung zur Öffnung der Genossenschaft wurde kontrovers diskutiert, erhielt aber die erforderliche Dreiviertelmehrheit.
Die Energiegenossenschaft Bakum eG (egb) blickt auf ein „extrem erfolgreiches“ Geschäftsjahr 2023 zurück. Dies sagten die Vorstände Jan Hoyer und Olaf Büssing auf der Mitgliederversammlung Ende November in Bakum. Dies ermöglicht eine Dividendenzahlung von 6 Prozent und liege deutlich über den ursprünglichen Planungen. Damit erhalten die Mitglieder insgesamt rund 91.000 Euro. Weiter knapp 24.000 werden in die Rücklagen eingestellt. Mit rund 1,65 Millionen Euro verfüge man zum Ende des abgelaufenen Geschäftsjahres über eine gute Eigenkapitalausstattung.
Kontroverse Diskussion über Satzungsänderung
Kontrovers diskutierten einige der 130 Teilnehmenden die vorgeschlagene Satzungsänderung. Diese sieht eine Öffnung der Energiegenossenschaft für Personen und Unternehmen aus den umliegenden Gemeinden Cappeln, Essen, Dinklage, Lohne und Vechta vor. Kritiker befürchten, dass zu viele Nicht-Bakumer künftig Mitglied werden könnten. Die Vorstände betonten, dass weiterhin Bakumer Firmen und Bürgerinnen und Bürger ein Vorrecht genießen würden. Man bleibe „granular und vielfältig“. Ohne eine Satzungsänderung könnten einige geplante Projekte aber nicht realisiert werden. Am Ende fand der Antrag die nötige Dreiviertelmehrheit. Damit wurde auch die Beschränkung auf maximal 30 Genossenschaftsanteile pro Mitglied aufgehoben. Der Zweck der Genossenschaft wurde mit der Speicherung von Energie und der Beteiligung an Unternehmen ergänzt.
Aufregendes Jahr mit Lob vom Ministerpräsidenten
„Es war für uns ein extrem aufregendes Jahr“, hatte zuvor die Aufsichtsratsvorsitzende Carolin Grieshop betont. Mit 340 Mitgliedern zähle die 2023 gegründete egb mittlerweile zu den größten Energiegenossenschaften in Deutschland. Damit trage die Gemeinde im Landkreis Vechta entscheidend zur erfolgreichen Umsetzung der Energiewende in Deutschland bei. Dies habe auch Ministerpräsident Stephan Weil bei einem Stopelmarktbesuch lobend erwähnt. Insgesamt habe die Energiegenossenschaft Bakum dabei weit über die regionalen Grenzen für Aufmerksamkeit gesorgt, betonte auch der Vorstand Olaf Büssing.
Energy-Sharing-Gemeinschaft gegründet
Dafür habe auch die in diesem Jahr neu gegründete Energy-Sharing-Gemeinschaft gesorgt, die die ebk zusammen mit dem Oldenburger Energieversorger EWE AG und dem österreichischen Unternehmen Neeom entwickelt habe. Dabei handele es sich um ein bundesweit in dieser Form einzigartiges Pilotprojekt. „Mittlerweile zählen 60 Haushalte dazu“, sagte Vorstand Jan Hoyer. In einer jüngst freigeschalteten App könnten diese das Energy-Sharing per Smartphone oder Tablet jederzeit verfolgen.
Beim Energy Sharing können Mitglieder ihren mit eigenen Anlagen erzeugten Ökostrom gemeinschaftlich über das regionale Verteilnetz vergünstigt nutzen. Dies ermöglicht einen breite Bürgerbeteiligung und -partizipation an und von der Energiewende. Allerdings fehlen dafür in Deutschland noch rechtsverbindliche Regelungen. In Bakum wird das Energy-Sharing dabei realitätsnah simuliert. Die Mitglieder kommen dabei aber in den Genuss entsprechender Vorteile.
Nutzen von Genossenschaften im wissenschaftlichen Fokus
Dazu passend hielt Adelheid Böckmann vom Vechta Institute of Substainability Transformation in Rural Areas (VISTRA) der Universität Vechta einen Vortrag zum Thema „Warum brauchen wir Genossenschaften?“. Das VISTRA untersucht dabei unter der Leitung von Prof. Dr. Maria Bögel das Thema Energiewende aus sozialwissenschaftlicher Perspektive und stellt dabei genossenschaftlichen Lösungsansätze in den Fokus. Das Vorhaben ist Teil eines landesweiten und interdisziplinären Forschungsprojekts mit verschiedenen Universitäten.