Sensationsfund erstmals in Ausstellung
veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 06/2023
Die VR-Stiftung und die Raiffeisen-Volksbank eG Aurich unterstützen zusammen mit der Ostfriesischen Landschaft die archäologische und historische Aufbereitung der 96 römischen Münzen. In Remels im Landkreis Leer waren die Exponate erstmals zu sehen.
Um 1850 wurde per Zufall ein umfangreicher Schatzfund aus römischen Denaren gemacht. Den Überlieferungen nach hat ein Hirtenjunge sie gefunden, spielte mit ihnen und warf den größten Teil wieder in den Sumpf. Rund 100 Exemplare wurden seinerzeit in Filsum gefunden und an Münzkabinette in Norddeutschland versandt sowie von Privatpersonen übernommen. Viele gingen irgendwie verloren. 27 Stück des Fundes befanden sich 1959 im Besitz einer Kaufmannsfamilie: Römische Denare der ersten zwei nachchristlichen Jahrhunderte mit Abbildungen römischer Kaiser. 1963 wurden bei Filsum von einem Landwirt beim Pflügen drei weitere Münzen entdeckt, so dass die Suche nach dem alten Schatz wieder aufgenommen wurde.
Ehrenamtliche Sondengänger im Einsatz
Ein seit Jahren mit dem Archäologischen Forschungsinstitut der Ostfriesischen Landschaft (Aurich) zusammenarbeitender Metalldetektorengänger begab sich vor gut zwei Jahren mit dem Sohn des Landwirts und Finders auf den Weg und nahm sich anschließend gemeinsam mit fünf ehrenamtlich tätigen Sondengängern der Herausforderung an. Das war eine gewaltige Aufgabe, schließlich musste eine Fläche von sieben Hektar von den Sondengängern über Monate hinweg abgesucht werden. Die Suche war schließlich erfolgreich. Im Frühjahr 2021 wurde die Gruppe fündig.
Beleg für Austausch von Römern und Germanen
Insgesamt 96 silberne Münzen römischer Herkunft konnten geborgen werden. Die älteste Münze, die Nero-Münze, wurde zwischen 67 und 68 nach Christi geprägt. Historiker und Archäologen sprechen von einer kleinen Sensation. Den Sammlerwert beziffert der Leiter des archäologischen Forschungsinstituts, Dr. Jan Kegler, auf mehrere tausend Euro. Das wirklich Wertvolle ist aber in der historischen Bedeutung zu sehen. So liegt der Fundort der Münzen außerhalb des Verbreitungsgebietes der bis heute bekannt gewordenen Siedlungsplätze der Römischen Kaiserzeit. Somit ist der Fund ein Beleg für den frühen Handels- und Geldaustausch zwischen Römern und Germanen.
Experten vermuten, dass es sich um den gesparten Sold zurückkehrender germanischer Söldner oder um Zahlungen an germanische Verbündete gehandelt haben muss. Des Weiteren könnten damit Kriegsgefangene freigekauft, Geschenke in Form von Münzgeld gemacht oder Rohstoffe bar bezahlt worden sein. Ebenso denkbar ist für die Aussteller, dass die Münzen eingeschmolzen werden sollten, um sie weiter zu verarbeiten.
Citizen-Science-Projekt: Betonung des Bürgerengagements
Das Projekt „Münzhort von Filsum“ wurde als sogenanntes Citizen-Science-Projekt in Kooperation mit dem Kommunalverband Ostfriesische Landschaft als Moderator durchgeführt. Be- sonders herausgehoben werden soll das Engagement des Bürgers im Zusammenspiel mit den Denkmalfachbehörden, welches zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen geführt hat. Nach den grundlegenden Arbeiten, den historischen Recherchen, der Ansprache der Münzen und die Einbindung in einen archäologischen Kontext durch die archäologisch interessierten Laien befindet sich der Schatz nach der Premiere in der Raiffeisen-Volksbank eG in Remels jetzt in einer Wanderausstellung. Neben der Vermittlung der Fundgeschichte und des archäologischen wie historischen Hintergrunds steht auch das bürgerschaftliche Engagement der Sondengänger im Fokus.
„Spannendes Projekt gerne unterstützt“
„Dieses spannende Projekt haben wir gerne unterstützt und finden es beeindruckend, mit wie viel Engagement und Beharrlichkeit die ehrenamtlichen Beteiligten sich eingebracht haben“, sagt Mario Baumert, Vorstandsmitglied der Raiffeisen-Volksbank eG (RVB). Zusammen mit der VR-Stiftung der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Norddeutschland hat die RVB durch eine entsprechende finanzielle Unterstützung maßgeblich dazu bei- getragen, dass die Aufbereitung des Münzfunds umfangreich erfolgen konnte. Die Ausstellung konnte während der Öffnungszeiten der RVB bis Ende April besichtigt werden. Die Ostfriesische Landschaft plant, den „Münzhort von Filsum“ an weiteren Orten zu zeigen.